Raus (aus der Gesellschaft im Weiß) - Widerständige Ästhetik -
Edition | Unikat |
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Sujet | Politische Kunst |
Technik | Malerei |
Höhe | 150 cm |
Breite | 120 cm |
Länge/Tiefe | 3 cm |
Material/Technik: Acryl auf Leinwand
[hochwertigste Acrylfarbe (Primacryl) der Firma 'Schmincke' + Firnis]
Entstehungsjahr: 2024
Das Gemälde kommt rückseitig handsigniert und gespannt auf selbstgebautem Keilrahmen mit Doppelkreuz
Ausstellung: 23.11.24 - Januar 2025 || YFA, Kunsthalle Bremen
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Hintergrund:
Das Gemälde “Raus aus der Gesellschaft in Weiß (Widerständige Ästhetik)” ist eine komplexe visuelle Komposition, die durch starke Farben, kraftvolle Linien und eine betont abstrakte Formsprache beeindruckt. Der Blick der Betrachtung fällt sofort auf die leuchtenden Farben Rot, Orange, Gelb und Türkis, die in flächigen, klar abgetrennten Formen, nahezu skulptural, nebeneinander angeordnet sind. Sie erzeugen ein lebendiges Spannungsfeld - einen Kontrast zwischen Ordnung und Aufbruch, Struktur und Chaos - und dominieren die Komposition, während ein dunkler, amorpher Bereich in Schwarz auf der linken Seite das Bildgewicht ausbalanciert und eine geheimnisvolle, fast bedrohliche Präsenz ausstrahlt, oder an ein verdrängtes Unbewusstes denken lässt. Diese Form erzeugt einen starken Gegenpol zu den leuchtenden Farben, als würde sie symbolisch für gesellschaftliche Normen und Zwänge stehen, die im Hintergrund lauern und Einfluss auf das Gesamtbild ausüben. Im Gegensatz dazu suggerieren die leuchtend orange und rote Fläche in der Mitte sowie die lebhafte gelbe Form am unteren Rand eine Vitalität und Dynamik, die sich von diesen gesellschaftlichen Konventionen loszulösen scheinen. Diese Gegensätze zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Bewegung und Festigkeit erzeugen eine Spannung, die das Bild zum Leben erweckt. Die geschwungenen, schwarzen Linien wirken wie schnelle impulsive Skizzen und erinnern an eine spontane Notiz in flüchtiger Handschrift. Sie vermitteln ein Gefühl von Unruhe und Protest, Dynamik und Spontaneität, als ob sie die Begrenzungen der Flächen sprengen und etablierten Strukturen entfliehen möchten. Diese Linien verlaufen unregelmäßig und scheinen fast willkürlich, doch sie verbinden die Farbflächen miteinander und schaffen so eine Art von Zusammenhalt, ohne die Beweglichkeit des Bildes zu mindern. Der Titel des Gemäldes lenkt die Interpretation in eine spezifische Richtung. “Raus aus der Gesellschaft in Weiß” kann als Metapher für die Dominanz westlich-europäischer Werte und Normen verstanden werden, die den kulturellen Diskurs stark geprägt haben. Diese Dominanz wird im Zeitalter des Postkolonialismus zunehmend in Frage gestellt und neu verhandelt. Die Verwendung von “Weiß” deutet auf eine Art unsichtbaren Standard hin, eine Norm, die auf den ersten Blick neutral erscheint, aber in Wirklichkeit eine ganze Weltanschauung repräsentiert. Das Werk greift diesen Aspekt auf und lässt ihn durch die Vielfalt und Intensität der Farben sowie durch die freien Formen aufbrechen, als ob es sich von diesem kulturellen Gewicht befreien möchte. Durch die Thematisierung einer “widerständigen Ästhetik”, wird ein Bezug zur kritischen Theorie und insbesondere zur “Ästhetik des Widerstands” von Peter Weiss hergestellt. Weiss’ Werk beschäftigte sich mit der Kraft der Kunst als Ausdrucksform des Widerstands gegen Unterdrückung und gesellschaftliche Ungerechtigkeit. Durch die Verwendung von Farben und Formen wird das Gemälde zu einem abstrakten Abbild dieses Gedankenguts, das sich von normativen ästhetischen Konventionen abwendet und stattdessen eine radikal freie, individuelle Interpretation ermöglicht. In der Dynamik zwischen der Ablehnung, sich den Konventionen und Erwartungen eines formalen Kunststils anzupassen und der lebendigen, dynamischen Formsprache, die sich gegen die Zwänge gesellschaftlicher Normen wendet und eine alternative Sichtweise verkörpert, entsteht eine Art visuelles Manifest des Widerstands und der Emanzipation. Eine weitere Ebene des Gemäldes ist die Reflexion der persönlichen Geschichte des Künstlers. Hinweise auf eine, auch von Drogenexzessen geprägte Vergangenheit, sind subtil in die Bildsprache eingeflossen. Die intensiven Farben und das fragmentierte Zusammenspiel der Formen lassen an Zustände des Rausches, der Entgrenzung und der Loslösung von der Realität denken. Es entsteht ein Schwebezustand zwischen Traum und Wachsein, zwischen Klarheit und Verwirrung, der einen inneren Konflikt widerspiegelt und möglicherweise einen Weg der Selbstfindung beschreibt. Diese Erfahrungen wirken jedoch nicht wie eine Flucht, sondern wie eine bewusste Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der eigenen Geschichte und durchziehen das Werk mit einer rohen Authentizität. Die offene Formensprache und die Abstraktion entziehen dem Gemälde einer eindeutigen Lesbarkeit und laden dazu ein, die eigenen Gedanken und Empfindungen in das Bild zu projizieren und sich mit den Ideen des Widerstands, der Identität und des Ausbruchs auseinanderzusetzen. Weiterhin betont der Verzicht auf eine gegenständliche Darstellung das Potenzial der Kunst als Medium, in dem direkte Assoziationen und Empfindungen geweckt werden, ohne festgelegte Bedeutungen aufzudrängen. “Raus aus der Gesellschaft in Weiß (Widerständige Ästhetik)” ist damit nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein politisches Statement und eine persönliche Erzählung, die den Betrachter herausfordert, eigene Vorstellungen von Gesellschaft, Kultur und Identität, sowie den Umgang mit unsichtbaren gesellschaftlichen Normen kritisch zu hinterfragen.
Maximilian Völter
> Maximilian Völter
> Geboren 1994 in Wismar, Deutschland
> Lebt und arbeitet in Bremen.
> Student der Universität Bremen
> BA Kunst-Medien-Ästhetische Bildung
> Professoren, u.a. Wolfgang Hainke (Teilnahme an der Documenta 8, Zusammenarbeit mit u.a. Richard Hamilton, Emmet Williams, u.v.m)
> Miglied beim Studenten Kunstmarkt seit 2021
Selected exhibitions:
2021 O.S.D (solo), Bremen, DE
2021 Jahrgangsausstellung 'Druckgrafik - Radierung' (group exhibition), Universität Bremen, DE
2022 O.S.D (solo), Bremen, DE
2022 Jahrgangsausstellung 'Druckgrafik - Siebdruck' (group exhibition), Universität Bremen, DE
2022 CONTEXT Gallery (group exhibition), Venice, IT
2022 YFA (group exhibition), Kunsthalle Bremen, Bremen, DE (10/22 - 01/23)
2022 Reverse (group exhibition), The Hidden Art Project, Oldenburg, DE
2023 ArtFest (group exhibition), Constructor University, Bremen, DE
2023 Tabularasaa (group exhibition), TSH, Groningen, NL
2023 O.S.D (solo), Bremen, DE
2023 Jahrgangsausstellung 'zeitgenössische Malerei' (group exhibition), Universität Bremen, DE
2023 YFA (group exhibition), Kunsthalle Bremen, Bremen, DE (21.10.23 - 07.01.24)
2024 ArtFest Bremen (group exhibition), Constructor University, Bremen, DE
2024 'Money' (group exhibition), HUB Galerie, Bremen, DE
2024 O.S.D (solo), Bremen, DE
2024 YFA (group exhibition), Kunsthalle Bremen, Bremen, DE (23.11.24 - Januar 2025)
2025 'Titel folgt' (solo), Rathausgalerie Neukloster, Neukloster, DE (05/25 - 08/25)
Artist Statement:
In meiner Kunst strebe ich danach, eine einzigartige Synthese aus Naivität und einem tief verwurzelten kunstkritischen Ansatz zu schaffen. Diese Verschmelzung zweier scheinbar konträrer Elemente eröffnet mir die Möglichkeit, sowohl die unverfälschte Freude unbefangener Wahrnehmung als auch eine kritische Reflexion über die Gesellschaft in einem künstlerischen Kontext zu erforschen. In der Tradition von Henri Rousseau und den "Primitiven", sowie moderneren VertreterInnen wie beispielsweise Ed Broner, Andi Fischer, oder Katharina Arendt, suche ich nach einer ehrlichen und unverfälschten Darstellung unserer Welt. Die Malerei dient hierbei als mein ästhetisches Werkzeug, um die BetrachterInnen in eine scheinbar einfache, aber dennoch tiefgreifende Welt zu ziehen. Stilistisch zeichnet sie sich durch klare Linien, leuchtende Farben und eine reduzierte Bildsprache aus, die auf den ersten Blick vielleicht banal erscheinen mag. Bei genauerer Betrachtung jedoch, offenbart sich sowohl eine Welt voller subtiler Nuancen und metaphorischer Verweise, als auch eine starke narrative Präsenz. Hierin liegt eine Einladung an die BetrachterInnen, sich auf eine Reise der eigenen Interpretation und Reflexion zu begeben und die tieferen Bedeutungen zu erkunden, die unsere moderne Gesellschaft prägen. Die bewusst gewählte naive Klarheit soll meine Kunst für alle Menschen zugänglich machen und gleichzeitig den Blick in die Tiefe ihrer Botschaften ermöglichen. Meine Praxis verfolgt das Ziel, eine emotionale Verbindung zwischen meinen Werken und dem Publikum herzustellen, die ich als notwendigen Ausgangspunkt für einen kritischen Dialog erachte. Thematisch konzentriere ich mich dabei besonders auf die Fragestellungen der Kunst- und Gesellschaftskritik, sowie politische Anliegen, die mir besonders am Herzen liegen. Meine Werken sind stets auch von einer Prise Ironie und Humor durchzogen, die einerseits die Absurditäten des modernen Lebens verdeutlichen, aber gleichzeitig durch ein Ausstrahlen von Wärme und Hoffnung auch daran erinnern soll, dass Schönheit in den einfachsten Dingen zu finden ist. Ich male oft Szenen aus dem täglichen Leben, gebe ihnen jedoch eine surreale Note, um sie so aus der Realität herauszuheben. Diese Verfremdung ermöglicht es mir, das Unsichtbare sichtbar zu machen und die Emotionen und Träume, die hinter den Dingen liegen, zu betonen. Meine Bilder sind visuelle Erzählungen, die auf subtile Weise in der Lage sind Ungerechtigkeiten, Unterdrückung, Umweltprobleme, aber auch zwischenmenschliche Verhaltensweisen moderner Menschen auszudrücken. Hierbei versuche ich, nicht nur eine konkrete Botschaft zu vermitteln, sondern stets Raum für freie Interpretation und Diskussion zu lassen. Gleichzeitig möchte ich die BetrachterInnen dazu einladen, kritisch zu hinterfragen, zu diskutieren und sich aktiv mit den sozialen und politischen Fragen auseinanderzusetzen, die in meinen Werken aufgeworfen werden. In einer Zeit, in der die Kunst oft in die Schubladen von reinem Unterhaltungswert oder elitärer Ästhetik gesteckt wird, möchte ich etwas schaffen, das sowohl emotional als auch intellektuell herausfordert und das Publikum dazu inspiriert die tiefere Bedeutung und die sozialen Implikationen zu erforschen, die in meinem künstlerischen Ansatz miteinander verschmelzen. Meine Malerei erlaubt es mir, komplexe Probleme auf einfache und direkte Weise anzusprechen und in einer schnelllebigen und von Technologie und Oberflächlichkeiten geprägten Welt, die Echtheit und Einfachheit unserer Erfahrungen zu bewahren, ohne mich jedoch den Strömungen und Möglichkeiten der Moderne zu verschließen. Ich verstehe meine Kunst als eine Einladung zum Dialog, zur Auseinandersetzung und zur Veränderung. Meine Arbeiten dienen nicht nur als ästhetische Werke, sondern auch als kritische Stimmen, als Inspiration dafür, die Welt um uns herum genauer zu betrachten und sich für eine Zukunft einzusetzen, die es durch uns und für uns alle, lohnenswert und lebenswert, zu gestalten gilt. Sie sind eine Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, von Schönheit und Kritik, und sie stehen für meine Überzeugung, dass die Kunst noch immer die Kraft hat, die Welt zu verändern.