Künstlerinnen Interview mit Judit Flamich: Geht raus und schaut euch um!

Datum: December 30, 2024 16:20

Judit Flamich ist die Künstlerin des Monats Dezember 2023. Wir freuen uns euch einen tieferen Einblick in ihre Arbeit zu geben und euch auf ihre spannenden Abenteuer mitzunehmen.

Wo und was studierst du? 

Ich studiere Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Holzskulpturen an der Universität für Angewandte Kunst sowie Kunstgeschichte im MA an der Universität Wien.


Möchtest du vielleicht einen kurzen Einblick geben, mit was du dich aktuell gerade beschäftigst?

 Ich habe nie wirklich nur ein einziges Thema, was mich beschäftigt. Ich brauche sowohl in meinem privaten Leben als auch in meinem künstlerischen Schaffen immer eine gewisse Menge an Vielfalt. Im Sommer bin ich normalerweise viel draußen in der Natur am Plein Air malen. Im Winter verbringe ich dafür mehr Zeit im Atelier. Diesen Winter habe ich mich zum Beispiel recht viel mit traditionellen Maltechniken, wie Eitempera auf Holzpanel, Kohlenzeichnung und Vergoldung auseinandergesetzt. Momentan arbeite ich an einer Trilogie von Fake-Ikonenbilder, die aus drei indirekten, abgewandelten Versionen von dem „Leben des Hl. Antionius" von Sano di Pietro neudenken und die Heiligendarstellungen in Schnappschüsse aus meinem eigenen, modernen Leben verwandeln. Außerdem arbeite ich noch an einem „mittelaltermäßigen" Anime-Tafelbild mit derselben Technik. Sonst ist meine surrealistische Serie noch voll im Gange, wo ich meine Träume, oder fantastischen Vorstellungen abbilde. Mein letztens angefangenes Werk ist aber eher ein klassisches Sujet. Es wird eine größere Leinwand mit einer verschneiten Baumszene aus dem Türkenschanzpark (nebenan) mit ein bisschen psychedelisch angehauchten Elementen. Ich habe diese kleine urbane Oase schon unzählige Male auf die Leinwand gebracht und es kommt bestimmt noch ganz viel mehr.


Mit welchen Materialen und Techniken arbeitest du am liebsten? 

Ich arbeite normalerweise mit Öl auf Leinwand und zu Übungszwecken oder während meinen Reisen mit Aquarelle. Seit dem Beginn meines Studiums für Konservierung und Restaurierung beschäftigen mich immer mehr traditionelle Techniken, wie Eitempera auf Holztafel, Fresko, Vergoldung oder Bildhauerei.


Was inspiriert dich?

Ich orientiere mich am Meisten an meinem Umfeld, das heißt, ich gehe sehr gerne zu Ausstellungen von zeitgenössischen Künstler und Künstler in meinem Alter. Wenn ich mir einen, noch lebenden Künstler aussuchen müsste, der mir ausgesprochen inspiriert, würde ich Peter Doig auswählen. Er mischt surrealistische Elemente in eine, als naturanstrebend erscheinende Bildwelt hinein, welche manche Kunstexperten als neugeladene Impressionismus betiteln. Sonst bin ich -fast clichèhaft- große Liebhaberin der Impressionismus, was sich augenscheinlich auch an meinen Gemälden wiederspiegelt. Freiheit vom Studio und raus ins Plein Air! Außerdem finde ich die Wiener Realisten großartig.

Hilft dir dein Studium weiter beim malen?

Absolut! Mein Studium hat mir hauptsächlich darin geholfen, ein tiefgehendes Verständnis über die Materie, die ich in meiner Kunst verwende, anzueignen. Das Studium für Konservierung und Restaurierung kann man ungefähr so vorstellen, wie man früher an einer Malakademie gelernt hat, nur mit sehr vielen naturwissenschaftlichen Fächern, wie Chemie und Materialkunde unterlegt.


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Woher kommen deine Bildmotive und woher weißt du, was du malen möchtest?

Es kommt ganz darauf an. Wenn ich Plein Air male, muss ich mir wegen den Wetter- bzw. Lichtbedingungen innerhalb kürzester Zeit in der ausgewählten Umgebung ein naturgegebenes Image bzw. Standpunkt inklusive Perspektive aussuchen, was dann auch auf dem fertigen Gemälde gut aussieht. Manchmal gelingt das auf den ersten Treffer, manchmal muss ich aber schon einige Runden gehen. Ganz anders ist es bei meiner surrealistischen Serie gelaufen. Die surrealistische Malschiene ist tatsächlich durch die Auswertung von meinen bizarren Träumen entstanden. Mich fasziniert der Verarbeitungsprozess von Gedanken und Gefühlen meines eigenen Gehirns. In diesem inspirierten Zustand versuche ich, durch den Malprozess diese unterschwelligen Emotionen und Ideen zu verstehen. 

Welche Themen schwirren in deinem Kopf?

Grob zusammengefasst: Die Natur, meine Umgebung, die mich umgebende Natur und welche Auswirkungen sie auf mich ausübt. Ich habe kein einzelnes, allüberdeckendes Thema, was mich andauernd beschäftigt. Das fände ich auch etwas falsch zu behaupten. Alle meine Bilder haben einen sehr nahen persönlichen Bezug zu mir selbst zu meinen eigenen Erkenntnissen. Meine Kunst beinhaltet nur in seltenen Fällen einen politischen oder protestierenden Aufruf, wenn dann ist des Öfteren eine tiefergehende, subtile soziokulturelle Kritik inbegriffen.


Wie entsteht deine Farbskala?

Ich ging hinaus in die Sonne und habe dort alle Farben des Regenbogens gesehen. Ich male, was ich sehe. Ich liebe es, die bestimmte Atmosphäre in den jeweiligen Werken hervorzurufen, welche ich selbst in dem Schöpfungsmoment der Inspiration erlebt habe. Dieses gerade beschriebene Gefühl besitzt immer eine gewisse Farbskala, welche ich in mir als Impuls zum Malen anwende.


Du malst viel plein air - was sind da deine Erfahrungen? 

Die Ära des Impressionismus hat mich seit meiner Kindheit wegen ihren lebhaften Farben und widerborstigen Pinselführung fasziniert. Meine früheste Erinnerung von einem Museumsbesuch führt mich zu einem Landschaftsbild von Van Gogh zurück, vor welchem ich als ungefähr 8-jähriges Kind zu meiner Mama sagte: „Genauso will ich malen!". Wie ich mehr über die Entstehung solcher Bilder gelernt habe und erfahren habe, dass Angehörige der impressionistischer Bewegung Dank den neulich, wegen der Industrialisierung auf den Markt gekommenen portablen Farbtuben und schlauen, faltbaren Setups ermächtigt waren, ihre Kunst endlich in situ treiben zu können. Ich bin schon immer wahnsinnig gerne am Berg oder im Wald gewesen, bis ich schlussendlich mit der Plein Air Malerei 2017 in den Schweizer Bergen begonnen habe. 2021 bin ich in die Toskana gezogen, wo ich die absolut perfekte Bedingungen zur Plein Air Malerei zur Verfügung gehabt habe: die von Kunstgeschichte umwobene, wunderschöne Landschaften und die herrlichen Wetter- und Lichtverhältnisse. Die Plein Air Malerei bringt jedes Mal ein gesamtes Abenteuer mit sich. Ich suche mir ein ungefähres Ziel auf der Landkarte aus, fahre dorthin, packe meinen Malkoffer und faltbare Staffelei an und gehe solange durch die Gegend, bis ich einen gefälligen Blick finde und male los. Es ist ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl, dem Subjekt in allen Dimensionen ausgesetzt zu sein und das Sujet mit allen Sinnen aufnehmen zu können.

Eine Geschichte aus 2023: Im Zuge meiner Reise durch Tschechen habe ich mich auf ein Plein Air Abenteuer in dem Nationalpark „Böhmische Schweiz" gemacht. Ich habe mich vor der Anreise lediglich über den Wanderweg informiert und habe nicht gewusst, dass ein großer Teil des Waldes im Vorjahr abgebrannt ist. Meine Vorstellung von einem schönen üppigen Wald, blühenden Flora und Fauna hat sich in einen toten Heizofen verwandelt. Nichtdestotrotz habe ich mich entschieden, die Landschaft aus genau diesem Grund zu malen. Ich wollte diesen Tiefpunkt und die daraus folgende Regenerationskraft der Natur zeigen. Wenn man an öffentlichen Orten malt, schenken einem die vorbeigehenden Menschen immer viel Aufmerksamkeit. Man verwickelt sich oft in spannenden Gesprächen, was an diesem Tag vermehrt der Fall war. Sollte ich die Möglichkeit nicht haben, meinen gesamten (und ziemlich schweren) Malkoffer mitnehmen zu können – wie zum Beispiel in hochalpinen Geländer - so darf mein Aquarellkasten niemals in der Tasche fehlen. Ich habe eine kleine Sammlung an Postkarten, welche ich während dem Bummeln durch die Welt erschaffe.


Wie würdest du deinen Stil bezeichnen?

Ich habe keinen bestimmten Stil in meiner Sicht. Meine Gemälde sind mal präziser, mal abstrakter. Mein Stil ist von vielen verschiedenen Vorbildern beeinflusst, was aber als gleichbleibendes Prinzip gelten kann die konstrastgeladene Buntheit mit fantastischen Elementen gebunden. In letzter Zeit haben sich meine Gemälde von dem pastosen Duktus auf eine eher lasierende, detailreiche Malweise zugespitzt, um die Feinteiligkeit der surrealistischen Komponenten zu betonen. Grundsätzlich würde ich meinen Stil also als eine gewisse bunte, organische Fantasiesimulation mit anthropomorphisierenden Bestandteilen beschreiben.

Kannst du etwas über das Bild an dem du malst erzählen? 

Dieses Bild ist nach einem hochintensiven Traum entstanden. Ich beschäftige mich in letzter Zeit vermehrt mit den Auswirkungen der Klimawandel auf die Natur und bin das Thema in einigen Gemälden bereits begegnet. In dem angesprochenen Traum ist mir der Tod der Natur in allegorisierter Form erschienen, in dem die Kiefer keine Nadeln mehr trugen, das Gras ausgetrocknet war und die verbleibenden Tiere durstig durch die Gegend schleuderten. Die abgebildete Person soll mich selbst darstellen, wie ich meinen eigenen, selbst verrunzelten Körper am Brust öffnen musste, aus welchem ich mein Blut als Nährstoff für die Natur aufopferte. Ich möchte mit dieser Darstellung auf keinen Fall eine heroische Stellung einnehmen. Nun versuchte mein Unterbewusstsein den Konsequenzen der perpetuellen Belastung der Natur durch die Menschheit mit dieser katastrophalen Vorstellung entgegenzuwirken. Das geöffnete Auge im hinteren zentralen Bildraum deutet einerseits auf die Erkenntnis des träumenden Zustands hin, andersseits soll es, wie ein augenöffnender Aufruf zum bewussten Umgang mit unserer Umgebung anregen. Das Bild ist eine Folge von der Serie, in welcher ich lauter ähnlichen Sujets bearbeitete, wie z.B dieses Bild hier.


Hörst du Musik beim malen?

Ich höre oft Dokumentarfilme oder Hörbücher über Kunstgeschichte oder Philosophie beim Malen, da sie mich immer wieder zu neuen Erkenntnissen im Kontext der Malerei bringen. Ich höre auch gerne Musik beim Malen, meistens Jazz oder Psychadelic Rock.


Wie kamst du zu Studierenden Kunstmarkt und was sind deine Erfahrungen?

Ich wurde von meiner guten Freundin, Helka Iványi, die selbst auf dem Plattform vertreten ist, auf die Website aufmerksam gemacht. Sie hat gute Erfahrungen mit euch gemacht und habe mich nach ihrer Empfehlung angemeldet. 

 Hast du eine besondere Erfahrung mit einem Kunden gemacht? 

Ja, schon öfters! Meine Lieblingsgeschichte ist, wie ich das Bild „Raimundshof" verkauft habe und ein paar Tage später einen Brief von dem Kunden erhalten habe. Er schrieb, wie glücklich er mit dem Bild sei. Wirklich herzig!:) 

 Möchtest du noch etwas mitteilen/ erzählen? 

Geht raus und schaut euch um!


Hier findet ihr alle Arbeiten von Judit!