Im Vorder- und Hintergrund: Moritz Maas
Moritz Maas ist Kunststudent an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Seine intuitiven und ehrlichen Porträts überzeugen mit ihrer ausdrucksstarken Art. Ich freue mich, euch einen besseren Einblick in seine Arbeitsweise und seine Werke zu verschaffen.
Hallo Moritz, schön, dass du Zeit gefunden hast. Wo bist du denn gerade? Bist du zu Hause oder im Atelier?
Ich bin zu Hause und habe tatsächlich auch mein Atelier gerade zu Hause.
Magst du einmal kurz vorstellen, was du studierst?
Ich studiere Kunst und Kommunikationsdesign an der Folkwang in Essen.
Aber du machst auch ganz tolle Malereien…
…genau, die Uni hat sehr viele eher künstlerische Ansätze, also es geht auch viel um Zeichnungen und Kompositionen. Mein Weg zur Malerei war aber tatsächlich autodidaktisch. Ich komme ursprünglich eher aus dem Bereich der Medien und habe auch viel im Film und Fernsehen gearbeitet, habe dann relativ spät angefangen zu malen und dann ist das so über die letzten Jahre etwas eskaliert…
Im Positiven Eskaliert!
Ja total, es macht mir auch großen Spaß und ich bin sehr süchtig nach der Malerei geworden. Das ist auch mein Vorteil, dass es für mich nicht so sehr Arbeit ist, sondern einfach ein Drang.
Und aus dem medialen Bereich konntest du sicher auch viel mit in die Malerei einfließen lassen?
Genau, gerade so Aspekte wie Kompositionen von Bildern und auch verschiedene Qualitäten von Licht können auch für Malereien von Vorteil sein.
Mit welchen Materialien arbeitest du?
Hauptsächlich male ich mit Ölfarben, ich habe zwar früher auch mit Acryl gemalt, finde an Öl aber total toll, dass man so viel Zeit auf der Palette hat, so dass es nicht direkt eintrocknet und man sich einfach mit allem sehr viel Zeit nehmen kann. Man hetzt sich nicht so – und es hat natürlich auch einfach eine hohe Qualität. Ich arbeite meistens so, dass ich sehr viel Parallel male, also ich baue 10 Leinwände und fange ein Bild an und wenn ich dann merke, dass ich gerade Abstand brauche fange ich das Nächste an. Am Ende gibts dann erneut eine Phase, wo ich bei allen abermals kleine Schliffe mache und so werden die Werke dann oft auch alle gleichzeitig fertig.
Also brauchst du sozusagen die Abwechslung und dass du nicht zu lange auf eine Sache fokussiert bist?
Ich weiß teilweise nicht ganz, woher das kommt, aber wichtig ist auf jeden Fall der frische Blick, gerade wenn man naturalistisch malt und mit Modellen, die man persönlich kennt, sieht man manchmal nicht mehr so richtig, wo man vielleicht gerade Fehler macht. Aber wenn man dann ein paar Tage später wieder darauf schaut, merkt man oft ah okay es sind nur ein paar Millimeter am Hals, kleine Details, die dann einen Menschen direkt anders wirken lassen. Und zum anderen plane ich die Bilder jetzt nicht so krass durch, weil ich das irgendwie interessanter finde, das im Prozess zu entwickeln und ich glaube, es gibt einfach so Phasen, wo man Lust hat einen großen Pinsel in die Hand zu nehmen und sehr impulsiv zu arbeiten. Und dann Phasen, wo man Lust auf Details hat und wenn ich dann ein Bild habe, dass keine großen Striche mehr braucht, aber gerade in der Phase bin, dann nehme ich mir lieber ein neues Bild, bevor ich das andere dann zerstöre, …ich kann es nicht so richtig beschreiben, weil es ein vollkommen intuitiver Prozess ist. Für mich ergibt das wirklich Sinn, das ist ja eine der großen Fragen in der Malerei: Wann ist ein Bild fertig? Woher weiß ich das?
Du hast da ja eine hervorragende Lösung für dich gefunden, auch mal einen Schritt zurück zutreten und kurz innezuhalten. Du malst meistens figurativ, sind die Personen auf deinen Bildern echte Modelle oder malst du nach Fotos/Erinnerungen?
Das ist unterschiedlich. Inzwischen habe ich meistens einen Menschen, der mich inspiriert und dann habe ich eine Vision, wie ich diese Person gern abbilden würde und oft gibt es dann erst mal eine Situation, in der ich das Modell live male und dann ein Foto mache und alleine weiter arbeite und vielleicht am Ende abermals mit dem Modell. Meine Bilder sind ja oft auch ein Aufbauen und wieder zerstören, das fließt dann also ganz schön zusammen. Es gab aber natürlich auch schon Situationen, wo man vorher ein schönes Foto erarbeitet – das kann oftmals einfach praktischer sein, einfach von Foto zu arbeiten. Ich habe also nicht so die Berührungsängste auch Fotos zu verwenden, allerdings empfinde ich es als spannender, die Menschen persönlich zu kennen. Schon alleine damit es auch nicht diese Chance gibt, dass du im Internet irgendwann eine Malerei siehst, wo der Künstler die gleiche Referenz hatte wie du. Das ist ja ein wenig die Gefahr, wenn man sich zum Beispiel nur von Pinterest bedient.
Machst du auch Auftragsarbeiten oder hast du eher das Gefühl, es muss von dir aus stimmig sein?
Es gab schon ein-zweimal die Situation, aber eigentlich ist die Malerei eher was wo ich Lust habe frei zu arbeiten. Aber wenn das mal zusammen geht und das ein Gesicht ist, was mich sehr interessiert – und mich interessieren auch viele Gesichter sehr, dann würde ich das wahrscheinlich auch machen. Aber ich denke vom Mindset, wie man dann arbeitet, ist das einfach was anderes. Die Malerei ist für mich wirklich ein Bereich, wo ich mache, was ich will und frei arbeiten möchte.
Bei deinen Arbeiten auf Studierenden Kunstmarkt hast du oft auch sehr spezielle Hintergründe, an denen man deine Arbeiten immer wieder erkennen kann. Oft auch an der Farbgebung. Welche Rolle spielen denn diese Hintergründe für dich?
Teilweise kommen diese auch irgendwie nach vorne ins Bild. Du meinst wahrscheinlich die coloured beings Serie, da habe ich tatsächlich mit dem Spachtel gearbeitet und oftmals habe ich erst einen Hintergrund angelegt, dann das Motiv darüber und dann bin ich auch wieder mit dem Spachtel drüber gegangen bin. Das ist, was ich meinte mit dem Aufbauen und wieder zerstören. Ich finde, wenn Bilder zu eindeutig werden in ihrem Hinter/Vordergrund verliert das die Qualität der Malerei. Ich finde es spannend, wenn diese Illusion dann bricht und der Hintergrund die Person leicht überragt.
Wie wählst du die Farbgebung deiner Werke aus?
Das ist eher intuitiv, es gibt natürlich schon Momente, wo ich mich frage, welche Farben möchte ich verwenden, aber es ist auch oft so, dass ich während des Prozesses merke, welche Farben noch fehlen. Viele komplementäre Kontraste und viele Warm/Kaltkontraste.
Auf deinem Instagramaccount habe ich auch gesehen, dass du viele Skizzen und Zeichnungen machst, welche Stellung haben denn Zeichnungen für dich? Gehen die Hand in Hand mit den Leinwandbildern, oder sind das nur Studien für nebenbei?
Ich mache tatsächlich jede Woche bei einer Aktmalgruppe im Atelier mit und in letzter Zeit hat die Zeichnung bei mir eher so einen akademischen Hintergrund: einfach um zu lernen, weil es auch ein sehr schnelles Medium ist, um einfach Anatomie zu lernen. Früher habe ich aber sehr viel gezeichnet, auch für die finalen Produkte. Aber egal ob Zeichnung oder Malerei, ich denke, es ist wichtig seine Kunst nicht zu verstecken, sondern viel zu üben und manchmal tuts dann auch weh und man muss Kritik annehmen bzw. man muss auch nicht alles annehmen, sondern eher einfach ertragen und sich trotzdem zeigen, mit dem, was man macht.
Wie bist du zu Studierenden Kunstmarkt gekommen und was sind deine Erfahrungen?
Tatsächlich über Instagram, ich bin auf der Seite gelandet und habe Erich geschrieben und gefragt, was ist das eigentlich? Ich finde es ein super Konzept, eine sehr aktuelle Form des Kunstverkaufens und ich empfinde es als sehr angenehm.
Alle Menschen, die Werke kaufen, sind super nett und auch das mit dem Verschicken habe ich mir viel komplizierter vorgestellt. Ich finde es toll, dass man an Leute rankommt, die man sonst nicht kennen würde – und dann einfach mal ein Bild in die Schweiz schickt. Fast jeder der Kunden schickt am Ende auch noch mal ein Bild wie es hängt oder an wen es geht. Ich finde es immer schön zu sehen, dass das Bild einen schönen Platz gefunden hat. Wir freuen uns, dass Moritz ein Teil der SKM Community ist und sind gespannt auf viele neue Werke.