Künstler des Monats: Adrian Ferdinand

Date: December 26, 2024 18:48

Wir gratulieren dem Künstler des Monats Oktober 2023 von Studierenden Kunstmarkt:

"Adrian Ferdinand setzt sich in seiner fotografischen Arbeit mit der Beobachtung seiner unmittelbaren Umwelt, mit Beiläufigem und Alltäglichen auseinander. Zu seinen primären Untersuchungsgegenständen gehören die Bereiche (Sub-)Kultur, Sozialleben, Mode, Wertevorstellungen und die Frage nach der eigenen Identität." Wir haben die Möglichkeit etwas hinter die Kulissen zu blicken.


Wo und was studierst du?

Ich studiere freie Kunst an der Kunstakademie Münster und bin seit 2017 in der erweiterten Malerei Klasse von Prof.’in Julia Schmidt.


Möchtest du vielleicht einen kurzen Einblick geben, mit was du dich aktuell gerade beschäftigst? 

Gerade habe ich eine kleine Auflage an Drucken für eine kommende Gruppenausstellung (Superdruckmarkt, 1.12.-10.12.2023, Brunnenstraße 107, 13355 Berlin) in Berlin fertig gemacht. Parallel arbeite ich noch an einem etwas umfassenderen Buchprojekt, für das ich während meines damaligen Reisestipendiums auf Sizilien fotografiert habe. Mein Ziel ist es, dass es noch dieses Jahr fertig wird. 

Nebenher beginnen bei uns in der Klasse so langsam die Rundgangsplanungen für Anfang nächsten Jahres (31.01. – 04.02.2024) und zwischendurch flattert noch Papierkram rein, den ich für mein kommendes Cité Internationale des Arts Stipendium in Paris ausfüllen muss.


Befindest du dich nur in der Fotografie oder haben auch andere künstlerische Medien in deiner Kunst Platz? 

Neben der Fotografie matsche ich auch hin und wieder mit Beton rum oder baue Sachen aus Holz. Die Sachen gehen dann eher in den skulpturalen Bereich. Anfang des Jahres habe ich zum ersten Mal so richtig gesiebdruckt. Das war dann auch direkt eine 6x3m LKW Plane mit einem abstrakten Motiv, was auf einer schwarzweiß Unterwasser-Aufnahme beruht, welches ich vor etlichen Jahren in Kenia aufgenommen habe. Grundlegend kann man sagen, wenn ich mich anderen Medien bediene, haben diese oft einen Impuls der aus meiner Fotografie bzw. meinen dort behandelten Themen kommt. Vor meiner Zeit in Paris, möchte ich jetzt in der dunklen Jahreszeit, in der ich eher selten zum fotografieren komme, auf jeden Fall noch weiter mit Siebdruck arbeiten. Vielleicht ist sogar noch etwas Zeit mit einem anderen Buchprojekt anzufangen, was mir noch so im Kopf rumschwebt. 



Wie entstehen deine Fotografien?

 Meine Fotografien entstehen meist in meinem Alltag oder auf Reisen. Darunter interessieren mich besonders beiläufige Momente. Menschen, deren Haltungen und Posen sowie Objekte im öffentlichen Raum, welche eine gewisse Ästhetik oder Abstraktion aufweisen. Aus einzelnen Fotos und Interessengebieten, welche farbliche oder installative Merkmale aufweisen, können sich dann auch serielle Arbeiten entwickeln. Diese gehen dann meist von mehreren Bildern aus und werden thematisch und/oder ästhetisch verfolgt. Situations- und konzeptionsabhängig nehme ich mir auch bewusst spezielle Projekte oder Serien vor.  


Von wem bist du inspiriert? Gibt es da für dich jemand besonderen?  

Da gibt es einige, bekannte Größen, bei denen die meisten eine gewisse Bildsprache vor Augen haben, aber auch kleine Unbekannte, die mir manchmal im Gedächtnis bleiben. Wolfgang Tillmans, Tobias Zielony, Nan Goldin, Peter Piller, Juergen Teller, Martin Parr, Thibault Lévêque, Rosie Matheson, Josh Kern, Pierre Descamps...die Liste ist sehr lang. Ich versuche mir immer sehr viel anzusehen und mich auch nicht ausschließlich von Fotograf*innen inspirieren zu lassen, damit ich in meinem Blick flexibel und offen für Neues bleibe. 


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Baumkette
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colors of athen
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Wie wählst du deine Bildmotive aus? Hast du immer ein bestimmtes Ziel vor Augen oder ist das eher eine Gefühlssache? 

 Mit einer kleinen analogen Knipse als Begleiter in meinem Alltag, suche ich nach interessant erscheinenden Momenten, die sicht spontan ergeben und halte diese dann intuitiv fest. Das sind zum Beispiel kuratierte Stillleben und Dinge, die unbewusst von Anderen in der Umwelt und dem städtischen Raum arrangiert werden, auftauchende Einzelheiten, die mich an etwas erinnern, etwas ansprechen oder aufdecken. Ein kleines Bestreben, Allgemeingültiges sichtbar zu machen oder auch zu hinterfragen. 


Welche Themen beschäftigen dich schon länger? 

Explizite Themen zu nennen, fällt mir eher schwer. Intime Situationen im Freundeskreis, die Frage nach der eigenen Identität oder Randbereiche der Gesellschaft sind nur einige Beispiele für meine Untersuchungsgegenstände. Meist schaue ich auch einfach nur nach einer gewissen Atmosphäre oder Lichtstimmung in den Motiven. Nach Menschen die besondere Posen oder Gesichtsausdrücke einnehmen und deren Verhalten zu ihrer Umwelt. Dabei achte ich auf spezielle Perspektiven, Ausschnitte, Schattenwürfe und besondere Beleuchtungssituationen. Manchmal ist es auch eine Ästhetik, welche sich durch abstrakte Muster in den Darstellungen von normativ Unästhetischem ergibt, welches mein Interesse lockt, wie zum Beispiel Müll, Verwesung oder Abnutzung. 


Wer sind die Personen, die du porträtierst? Und wieso sind diese nie mit Gesichtern zu sehen?

Die Personen kommen oft aus meinem engen Kreis oder sind mir komplett fremd. Bei den meisten Motiven die auf eine bestimmte Weise eine Person portraitieren, sagt der bestimmte Ausschnitt ohne das Gesicht, für mich meist mehr aus, wie eine komplette Körperabbildung. Wenn es nicht explizit um die Stimmung geht, welche durch das Gesicht ausgedrückt wird, würde diese Ergänzung oft nur vom Wesentlichen ablenken. Der Fokus soll ganz auf der Lichtstimmung, der Emotion oder der Körperhaltung liegen. Durch diese Abwesenheit ergibt sich gleichzeitig eine Art der Allgemeingültigkeit bzw. eine Möglichkeit für einen breiteren Zugang für den Betrachtenden. 


Wie würdest du deinen Stil bezeichnen? 

Puh, was eine schwierige Frage. Ganz allgemein würde ich sagen, dass meine Fotografien meist einen dokumentarischen Charakter sowie den bewussten Einsatz von Licht, Schatten und Farbigkeit besitzen. Es passiert mir jedoch immer öfter, dass bestimmte Personen meinen Stil bzw. meine Bildsprache wieder erkennen, was mir sehr schmeichelt. Vielleicht bin ich also einfach zu nah dran um darauf eine adäquate Antwort zu geben und man müsste besser den Betrachtenden befragen.


Was machst du, wenn du nicht gerade fotografierst? Womit beschäftigst du dich?

  Ich fahre schon sehr lange Skateboard, wenn ich also Zeit finde, bin ich draußen auf der Straße oder fahre mit meinem alten Volvo irgendwo in die Natur campen. Dann den künstlerischen Blick auszuschalten und nicht nach einem bestimmten Motiv Ausschau zu halten, also mal so wirklich abzuschalten, fällt mir sehr schwer, denn meist ist da auch eine Kamera in meiner Tasche. 


Danke für deine Antworten! 

Vielen Dank für die Auszeichnung, das Interview und die mit der Plattform verbundenen Möglichkeiten!


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