Klassizismus - ein zeitüberschreitendes Phänomen von der Antike bis heute

Klassizismus Zeitraum - Entstehung und Entwicklung

Der Klassizismus ist eine Kunst- und Architekturepoche, die sich durch ihre klare Formensprache, Symmetrie und Orientierung an der Antike auszeichnet. Dabei wird die kunstgeschichtliche Epoche von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in das frühe 19. Jahrhundert eingeordnet. Sie begann etwa um 1750 und erreichte ihren Höhepunkt während der Zeit der Französischen Revolution (1789–1799) und des nachfolgenden Napoleonischen Zeitalters. In dieser Phase war die Stilrichtung nicht nur ein künstlerischer, sondern auch ein politischer Ausdruck. Er symbolisierte Rationalität und Ordnung und wurde oft mit der Aufklärung in Verbindung gebracht.

Klassischerweise wird die Kunstepoche in fünf Stile unterteilt: Louis-seize (ca. 1760-1790) - französisch geprägte, zierlich bis üppige und florale Kunst- und Architekturrichtung benannt nach König Ludwig XVI. -, Directoire (ca. 1795-1803) - ebenfalls auf Frankreich geprägte Stilrichtung schlichter, leichter Eleganz -, Empire (ca. 1803-1815) - von Monumentalität geprägter Stil zu Zeiten von Napoleon Bonaparte-, Regency (ca. 1810-1820) - durch Umbrüche in der Technik ausgelöste soziale, politische und stilistische Veränderungen in England und Irland-, Biedermeier (ca. 1815-1848) die Flucht ins Private einhergehend mit politischer Restauration vor allem in Deutschland. Die Klassizismus Epoche kann als künstlerisches Gegenprogramm zum Barock verstanden werden. Nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Architektur spielte die Epoche eine wichtige Rolle. Hier wurde der Formenkanon des antiken griechischen Tempelbaus wieder aufgenommen sowie Einflüsse der italienischen Frührenaissance.


Die Klassizismus Merkmale

Zentrale Merkmale des Klassizismus sind formale Klarheit, idealisierte Darstellungen, Harmonie der Maße und Proportionen sowie Symmetrie. Es fand eine deutliche Rückbesinnung auf die Klassik in Architektur und Kunst der Antike statt, insbesondere auf die griechischen und römischen Vorbilder. Künstler und Architekten strebten nach einer idealisierten Darstellung von Form und Proportion, die auf klaren geometrischen Prinzipien beruhte. Gebäude wurden oft mit typisch antiken Elementen wie Säulenordnungen, Dreiecksgiebeln und symmetrischen Fassaden gestaltet. Die Verwendung von einfachen, harmonischen Linien und die Betonung der Symmetrie und Balance spiegelten das Streben nach Rationalität und Ordnung wider. Inspiriert von der griechischen und römischen Architektur, strebten die Künstler und Architekten dieser Zeit nach einem Ideal von Harmonie, Maß und Proportion. In der Bildhauerei und Malerei wurde die Darstellung von idealisierten menschlichen Figuren bevorzugt, oft mit mythologischen oder historischen Themen. Die Werke sollten nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern auch moralische Werte wie Tugend und Vernunft vermitteln.

In der Malerei und Bildhauerei der Klassizismus Kunstwerke wurde die menschliche Figur idealisiert dargestellt, meist in einer ruhigen und kontrollierten Haltung. Szenen aus der Mythologie, der Geschichte oder der Literatur dienten oft als Motive, um moralische und philosophische Botschaften zu vermitteln. Dabei war die Darstellung von Tugenden wie Tapferkeit, Selbstdisziplin oder Aufopferung ein zentrales Anliegen. Emotionen wurden bewusst zurückhaltend dargestellt, um den Fokus auf die rationale und erhabene Wirkung der Werke zu legen. Die Materialwahl betonte oft die Schlichtheit und Wertigkeit der Formen. Marmor, Naturstein und Stuck wurden bevorzugt, um die Anmutung der antiken Bauwerke nachzuahmen. Gleichzeitig wurde großer Wert auf die Funktionalität der Architektur gelegt. Gebäude sollten nicht nur ästhetisch überzeugen, sondern auch praktisch sein und den Anforderungen der jeweiligen Nutzung gerecht werden.

In der Klassizismus Malerei erhielten die dargestellten Szenen aus der griechischen und römischen Antike oft einen "patriotischen" Hintersinn. Typisch in dieser Zeit sind klare Konturen und scharfe Abgrenzungen, ein flächiger Farbauftrag mit eher kühler Farbgebung sowie eine klar überschaubare, harmonische Komposition der Figuren, die eine ruhige, fast erhabene Ausstrahlung haben. Es entsteht eine Kombination aus Schlichtheit, Zweckmäßigkeit und symbolischer Aussagekraft, die dieser Kunstepoche und ihrer Klassik Einfluss verleiht.



Berühmte Klassizismus Künstler und Klassizismus Gemälde

Es gibt zahlreiche wichtige Beispiele der Klassizismus Kunst. Die Kunstepoche brachte einige der einflussreichsten Vertreter hervor, deren Werke bis heute bewundert werden. Zu den bekanntesten zählen Jacques-Louis David, ein Meister der historisch-politischen Malerei, und Antonio Canova, der mit seinen eleganten Marmorskulpturen Maßstäbe setzte. Angelica Kauffmann, eine Pionierin in der Malerei, verband mythologische Themen mit moralischen Idealen, während Karl Friedrich Schinkel nicht nur als Architekt, sondern auch als Maler und Bühnenbildner beeindruckte. Ihre Kunstwerke spiegeln die Merkmale des Klassizismus, wie Ideale von Klarheit, Harmonie und moralischer Aussagekraft wider. Gemeinsam repräsentieren sie die Vielfalt und den Einfluss dieser Stilrichtung in der europäischen Kunstgeschichte.

Antonio Canova: Virtuose der Bildhauerei 

Antonio Canova (1757–1822) war ein italienischer Bildhauer, der für seine meisterhafte Marmorverarbeitung und seine idealisierten Darstellungen bekannt ist. Seine Werke verkörpern die harmonischen und ausgewogenen Prinzipien der Stilrichtung. Zu einer der berühmtesten Klassizismus Skulpturen zählen Canovas Werke Psyche mit dem Liebesgott Amor (1787–1793) und Die drei Grazien (1814–1817), die für ihre Anmut und Eleganz bewundert werden. Canova schuf auch zahlreiche Denkmäler und Porträtskulpturen, darunter das beeindruckende Grabmal für Papst Clemens XIV. im Petersdom.

Angelica Kauffmann: Weibliche Pionierin in der Männerdomäne

Angelica Kauffmann (1741–1807) war eine der wenigen bedeutenden weiblichen Künstlerinnen der klassischen Kunstepoche. Sie war sowohl Malerin als auch einflussreiche Figur in der europäischen Kunstwelt. Ihre Werke verbinden oft Elemente der antiken Mythologie mit einem Fokus auf Gefühl und Tugend. Ein bekanntes Gemälde ist Cornelia, die Mutter der Gracchen, zeigt ihre Kinder als ihren größten Schatz (1785). In diesem Werk zeigt Kauffmann die Bedeutung von moralischen Werten und familiären Idealen, ein typisches Thema der Epoche. Als Gründungsmitglied der Royal Academy of Arts in London spielte sie eine bedeutende Rolle in der Verbreitung der Stilrichtung in Europa.

Karl Friedrich Schinkel: Universalgeist über mehrere Disziplinen

Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) war nicht nur ein bedeutender Architekt der Epoche, sondern auch ein herausragender Maler und Bühnenbildner. In seiner Malerei zeigte er seine Vorliebe für idealisierte Landschaften und architektonische Visionen. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Gemälde Mittelalterliche Stadt an einem Fluss (1815), das eine harmonische Verbindung von Natur und Architektur darstellt und von klassizistischer Ordnung geprägt ist. Auch seine Bühnenentwürfe, wie jene für Mozarts Oper Die Zauberflöte, gelten als Meisterwerke der Kunstepoche. Sie spiegeln seine Fähigkeit wider, antike Motive und idealisierte Formen in einen künstlerischen Gesamtkontext zu bringen, der sowohl ästhetisch als auch symbolisch wirkt.

Klassizismus Architektur - Wie antike Tempel weiterlebten

Die klassizistische Epoche zeichnet sich nicht nur durch beeindruckende Malerei oder Bildhauerei aus, sondern auch Architektur spielte eine große Rolle. Auch sie orientierte sich stark an den klaren, symmetrischen und harmonischen Formen der griechischen und römischen Antike. Typische Klassizismus-Architektur Merkmale sind Tempelfassaden mit Säulen, Dreiecksgiebeln und strenge geometrische Proportionen. Die Verwendung von dorischen, ionischen oder korinthischen Säulenordnungen spielte eine zentrale Rolle. Ziel war es, eine schlichte und gleichzeitig erhabene Ästhetik zu schaffen, die oft auch moralische und politische Ideale wie Ordnung, Vernunft und Stabilität repräsentierte. Klassizistische Gebäude hatten häufig eine repräsentative Funktion und dienten als Theater, Museen oder Regierungsgebäude.

Die bedeutendsten architektonischen Vertreter dieser Zeit sind unter anderem Karl Friedrich Schinkel, der ikonische Bauwerke wie die Neue Wache (1816–1818) und das Alte Museum (1823–1830) in Berlin schuf, Claude-Nicolas Ledoux, der mit der Saline Royale in Arc-et-Senans (1775–1779) ein visionäres Bauwerk kreierte, das Rationalität und Funktionalität kombiniert. Auch John Soane hinterließ mit dem Bank of England Gebäude (1792–1823) und dem Dulwich Picture Gallery (1817) bedeutende Beiträge. Andere wichtige Bauwerke sind unter anderem das Pantheon in Paris (1758–1790) und das Kapitol in Washington, D.C., USA ein. Ausgehend von Europa breitete sich der klassizistische Architekturstil global aus und gilt weiterhin als harmonische klassische Architektursprache.




Was bleibt heute von dieser Epoche?

Der Einfluss der klassizistischen Epoche zeigt sich bis heute in Kunst und Architektur durch die klare Formsprache, die Harmonie und die Orientierung an antiken Idealen. Viele moderne öffentliche Gebäude, wie Regierungs- und Gerichtsgebäude, greifen Merkmale dieser Kunstepoche wie Säulen, symmetrische Fassaden und monumentale Proportionen auf, um Stabilität und Autorität auszudrücken. Auch in der zeitgenössischen Architektur taucht das Streben nach Schlichtheit und Funktionalität immer wieder auf. In der Kunst finden sich Anklänge an die Ästhetik der Kunstepoche in der Rückbesinnung auf figurative Darstellungen, klare Kompositionen, idealisierte Darstellungen und die Vermittlung moralischer Werte. Besonders in der figurativen Kunst blieb der Fokus auf Proportion, Harmonie und die Darstellung des menschlichen Körpers als ästhetisches Ideal erhalten. Darüber hinaus wurde die Entwicklung akademischer Kunst beeinflusst. Kunstakademien, wie die École des Beaux-Arts in Paris, orientierten ihre Lehrpläne lange Zeit an den klassischen Prinzipien. Diese Tradition prägt bis heute die Ausbildung vieler Künstler. Auch die Ideale der Kunstepoche, wie Klarheit, Rationalität und die Betonung universeller Werte, fließen in modernen Kunstbewegungen ein, sei es als Inspirationsquelle oder durch bewusste Auseinandersetzung mit den klassischen Idealen. Zudem lässt sich der Einfluss von Klassizismus in Gesellschaften an gelebten Werten wie Rationalität und Ordnung erkennen, die auch heute als Grundlage vieler demokratischer Systeme gelten.

Der Klassizismus prägte nicht nur die Kunst, sondern auch das städtische und politische Leben. Seine Architektur beeinflusste öffentliche Bauten, wie Parlamentsgebäude, Museen und Theater und hatte weitreichenden Einfluss, indem er späteren Bewegungen, wie dem Historismus, als Grundlage für die Wiederbelebung antiker Stile diente. Sein Streben nach zeitlosen und universellen Prinzipien wirkt bis heute nach.

Klassizismus bei Studierenden Kunstmarkt

Auch einige der Künstler*innen bei Studierenden Kunstmarkt verwenden klassizistische Elemente in ihren Arbeiten. Unter anderem finden sich in Werken von Neah Byson,  Melissa Faltermeier, , Ricarda Lake, Zara Upçin und Sebastian Lorenz landschaftliche Motive, naturalistische Darstellungen und harmonisch ruige Kompostionen wieder.




Häufig gestellte Fragen zum Klassizismus