Raus (aus der Gesellschaft im Weiß) - Widerständige Ästhetik -
Heigth | 150 cm |
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Width | 120 cm |
Length/Depth | 3 cm |
Material/Technik: Acryl auf Leinwand
[hochwertigste Acrylfarbe (Primacryl) der Firma 'Schmincke' + Firnis]
Entstehungsjahr: 2024
Das Gemälde kommt rückseitig handsigniert und gespannt auf selbstgebautem Keilrahmen mit Doppelkreuz
Ausstellung:
23.11.24 - 24.01. 25 || YFA, Kunsthalle Bremen (group)
03.04. - 05.04.25 || ArtFest Bremen, Haus am Wasser (group)
15.05.25 - 15.09.25 || 'RANDFIGUREN', Rathausgalerie (solo)
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Hintergrund:
Dieses Bild ist ein Bruch. Ein Versuch, mich aus einer Ordnung zu lösen, die nicht die meine ist – eine Ordnung, die weiß ist, westlich, normiert, glatt. Raus (aus der Gesellschaft im Weiß) ist für mich weniger ein Appell als ein Akt: ein Aufbegehren gegen ein Weltbild, das mich formen will, ohne mich zu fragen. Es ist inspiriert von Peter Weiss und seiner Ästhetik des Widerstands, weil ich glaube, dass Kunst nicht nur spiegeln, sondern widerstehen kann – und muss.
Die Figur, die sich hier auflöst, stürzt, sich windet, ist keine klassische Heldengestalt. Sie ist ein Körper im Prozess des Ausbruchs – vielleicht ekstatisch, vielleicht verzweifelt. Die Konturen sind instabil, bewusst ungenau, als würde sich Identität hier neu verhandeln. Die Farben tragen keine eindeutige Symbolik – sie sind laut, widerspenstig, sie reißen sich los von klaren Bedeutungszuweisungen. Das Weiß um sie herum bleibt dominant – steril, fordernd, ein Raum, der sich selbst als neutral inszeniert, aber ausschließt, nivelliert, reglementiert.
Ich wollte eine Form finden, die diesen Konflikt sichtbar macht: zwischen Einschreibung und Ausbruch, Rand und Mitte, Norm und Differenz. Die Linie – roh, beinahe kindlich – ist mein Versuch, einen Raum für Subjektivität zurückzuerobern, jenseits des perfektionierten Bildes. Es geht um die Spannung zwischen Auflösung und Artikulation, zwischen Sichtbarsein und Verschwinden.
Dieses Werk ist ein Riss – formal wie politisch. Kein harmonisches Ganzes, sondern ein Ort der Reibung. Es ist eine Geste des Dazwischen, des Widerstands, der Unruhe. Vielleicht auch ein Versuch, mir einen Ort zurückzuerobern, der nie wirklich meiner war.
Es wird so zum visuellen Manifest eines ästhetischen und gesellschaftlichen Widerstands — ein politisches Statement, das zur Reflexion über Identität, Konventionen und die Unsichtbarkeit normativer Strukturen anregt.
Maximilian Völter
> Maximilian Völter
> Geboren 1994 in Wismar, Deutschland
> Lebt und arbeitet in Bremen.
> Student der Universität Bremen
> BA Kunst-Medien-Ästhetische Bildung
> Professoren, u.a. Wolfgang Hainke (Teilnahme an der Documenta 8, Zusammenarbeit mit u.a. Richard Hamilton, Emmet Williams, u.v.m)
> Miglied beim Studenten Kunstmarkt seit 2021
Selected Exhibitions:
2021 O.S.D (solo), Bremen, DE (06 / 2021)
2021 Jahrgangsausstellung 'Druckgrafik - Radierung' (group exhibition), Universität Bremen, DE
2022 O.S.D (solo), Bremen, DE (06 / 2022)
2022 Jahrgangsausstellung 'Druckgrafik - Siebdruck' (group exhibition), Universität Bremen, DE
2022 CONTEXT Gallery (group exhibition), Venice, IT (05.07 - 25. 09 / 2022)
2022 Reverse (group exhibition), The Hidden Art Project, Oldenburg, DE (09 / 2022)
2022 YFA (group exhibition), Kunsthalle Bremen, Bremen, DE (10/22 - 01/23)
2023 ArtFest (group exhibition), Constructor University, Bremen, DE (03 / 2023)
2023 Tabularasaa (group exhibition), TSH, Groningen, NL (02.04 - 05.06. 23)
2023 O.S.D (solo), Bremen, DE (06 / 2023)
2023 Jahrgangsausstellung 'zeitgenössische Malerei' (group exhibition), Universität Bremen, DE
2023 YFA (group exhibition), Kunsthalle Bremen, Bremen, DE (21.10.23 - 07.01.24)
2024 ArtFest Bremen (group exhibition), Constructor University, Bremen, DE (04 / 2024)
2024 'Money' (group exhibition), HUB Galerie, Bremen, DE
2024 O.S.D (solo), Bremen, DE (06 / 2024)
2024 YFA (group exhibition), Kunsthalle Bremen, Bremen, DE (23.11.24 - 24.01 2025)
2025 ArtFest Bremen (group exhibition), Constructor University Bremen, DE (04 / 2025)
2025 'RANDFIGUREN' (solo), Rathausgalerie Neukloster, Neukloster, DE (05/25 - 08/25)
Artist Statement:
Malerei ist für mich kein Rückzugsraum, kein 'safe space' – sie ist Austragungsort einer Konfrontation – mit einer Welt, die überfordert, fragmentiert, unübersichtlich ist. Ein Raum der Zumutung, in dem Komplexität nicht erklärt, sondern spürbar wird. In einer Gegenwart, die von Beschleunigung, Bildüberflutung und politischer Fragmentierung geprägt ist, verstehe ich das Malen als widerständige Praxis: gegen das Glatte, das Lesbare, das Verwertbare. Ich begreife das Bild nicht als Antwort, sondern als Widerstand: gegen Eindeutigkeit, gegen dekorative Gefälligkeit, gegen die permanente Glättung der Gegenwart. Meine Bilder entstehen aus Reibung. Sie überlagern Fragmente aus politischen Bildtraditionen, Popkultur, Subkulturen, Kunstgeschichte und aktuellen Medienbildern. Diese Bildwelten kollidieren – manchmal heftig, manchmal widerwillig – ohne dass sich eine stabile Ordnung daraus ergibt. Aneignung ist für mich dabei kein distanzierter Kommentar, sondern eine Form der Verantwortung: Was ich zeige, soll nicht beruhigen, sondern befragen.
Die Figur spielt in meinen Arbeiten eine ambivalente Rolle – sie ist Störkörper und Träger zugleich. Nie ganz anwesend, nie vollständig lesbar. Sie trägt Spuren, aber offenbart keine klassischen Narrative. In ihrer Brüchigkeit wird sie zum Spiegel gesellschaftlicher wie individueller Spannungen – ein 'Dazwischen-Wesen', das sich gegen Identifikation und Zuschreibung wehrt. Ich glaube nicht an Reinheit, nicht an das autonome Bild, nicht an eine distanzierte Position. Ich glaube an Reibung. An das Nebeneinander von Schönheit und Abgründigkeit. An die Möglichkeit, in der Malerei Räume zu schaffen, die sich der sofortigen Vereinnahmung entziehen. Räume, in denen sich gesellschaftliche Spannungen abbilden, ohne dass sie gelöst werden müssen. Mich interessiert das Bild dort, wo es kippt - kompositorisch und inhaltlich. Wo Überforderung entsteht – nicht als Fehler, sondern als Qualität. Ich bin stets auf der Suche nach der Zone, in der ein Bild zu viel wird. In der es beginnt, sich gegen seine eigene Ordnung aufzulehnen. Nicht aus Lust an der Zerstörung, sondern um Raum zu schaffen für Ambivalenz, Vieldeutigkeit, Widerstand.
Malerei ist für mich Konzentration: körperlich, geistig, politisch. Sie verlangt Entscheidung, aber auch das Aushalten von Unsicherheit. Sie ist selten ein Statement, sondern öfter ein Gespräch mit einem widerspenstigen Gegenüber. Ein Raum, in dem sich Haltung nicht durch plakative Botschaften zeigt, sondern durch Beharrlichkeit: in der Geste, im Zweifel, im Weiterarbeiten – trotz allem. Was mich antreibt, ist die Frage, wie ein Bild heute noch möglich ist – angesichts der visuellen Überladung, der politischen Spannungen, der Erschöpfung. Und wie es eine Kraft entfalten kann, die nicht besänftigt, sondern konfrontiert, nicht löst, sondern aushält, nicht abschließt, sondern offen lässt – eine Kraft, die weit über Dekoration oder Marktwert hinausweist.
