Jeunesse Fanée

Heigth 40 cm
Width 56.5 cm
Length/Depth 5 cm

€350.00*

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56,6 x 40

Acrylfarbe auf Holz auf Holzrahmen

2015


Das Werk jeunesse fanée ist Teil einer Serie, die sich an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei bewegt und die Grenzen zwischen dokumentarischer Realität und künstlerischer Reflexion auslotet. Die Grundlage bildet eine analoge Fotografie-Drucktechnik, bei der ein ausgedrucktes Foto durch ein manuelles Transferverfahren auf den Bildträger übertragen wurde. Das Motiv: ein verlassener Vergnügungspark mit rostenden Achterbahnen, eingefangen aus dem Inneren eines Autos.

Auf dieses fotografische Fundament trifft eine malerische Intervention aus transparenter schwarzer Farbe, die in flüssigen Bahnen über das Bild fließt und es zugleich verschleiert und verfremdet. Die Farbe sickert in die Strukturen der Fotografie ein, verwischt Konturen, verdeckt Details und erzeugt ein Gefühl von Dämmerung – als würde die Erinnerung an den einst belebten Ort langsam verblassen.

Die Wahl der transparenten schwarzen Farbe verstärkt diesen Effekt: Sie verdunkelt das Bild, ohne es gänzlich zu überdecken, und symbolisiert damit das allmähliche Verschwinden eines Moments, einer Ära, eines Ortes. Die schwarzen Ströme können als Metapher für Vergänglichkeit gelesen werden, für die unaufhaltsame Erosion von einstiger Freude und Leichtigkeit. Der Vergnügungspark, gebaut für die Momente des Rausches und der Unbeschwertheit, steht nun verlassen und vergessen, während die Dunkelheit ihn nach und nach einhüllt.

Das Bild bewegt sich zwischen Augenblick und Prozess – einerseits hält die Fotografie eine vergangene Realität fest, andererseits sorgt der malerische Eingriff für eine Veränderung, die erst mit der Zeit sichtbar wird. Die langsam fließende Farbe greift in das Bild ein, verändert es, lässt es ausfransen, genau wie die Erinnerung an Orte, die einst voller Leben waren und nun nur noch Schatten ihrer selbst sind.

Mit jeunesse fanée schafft der Künstler ein Werk, das nicht nur eine dokumentarische Spur der Welt hinterlässt, sondern auch ein Sinnbild für die Flüchtigkeit von Zeit, Freude und Vergnügen ist. Der Betrachter wird dazu eingeladen, über die Natur von Orten nachzudenken, die einst zentrale Schauplätze menschlicher Emotionen waren, nun aber in der Dunkelheit versinken – ein eindringliches Spiel zwischen Sichtbarkeit und Vergessen.

Konstantin Lischkoff-Knecht

Über Konstantin Lischkoff-Knecht

Herr Knecht studierte 2012 bis 2020 Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München, bei Günther Förg und Jorinde Voigt.

Knecht nahm auch bei der Projektklasse Anne Imhof teil und stand in regem Austausch mit diversen Profesor*innen und Student*innen der Akademie.


Artist Statement

Meine künstlerische Reise ist tief verwurzelt im abstrakten Expressionismus, einem Stil, der sich durch spontane, emotionale und ungezügelte Ausdrucksformen auszeichnet. Die Werke von Pionieren wie Mark Rothko, Willem de Kooning, aber auch Künstler wie Cy Twombly und Georg Baselitz haben mein Verständnis und meine Wertschätzung für die rohe, unmittelbare Kraft der Farbe und Form maßgeblich geprägt.

In meinen Gemälden strebe ich danach, die Grenzen der visuellen Sprache auszuloten und die Emotionen und Gedanken, die mich bewegen, auf die Leinwand zu bringen. Der abstrakte Expressionismus bietet mir die Freiheit, mich jenseits der traditionellen Formen und Vorstellungen auszudrücken. Diese Stilrichtung erlaubt es mir, mit Farben, Texturen und Kompositionen zu experimentieren, um eine tiefe und oft intuitive Resonanz zu erzeugen.

Jede Leinwand ist für mich eine Schlachtbank, auf der ich mit inneren Konflikten, Gefühlen und Gedanken abrechne. Die Bewegung des Pinsels, das Fließen von Farbe und die groben Gesten spiegeln die Intensität und Spontaneität wider, die den Kern meiner Arbeit ausmachen. Der Faktor Zeit spielt bei der Entstehung eine ganz intime Rolle: Das Fließen der Farbe und das damit verbundene Entstehen des Bildes ist für mich ein Vergehen der unmittelbar verhandelten Zustände meines Innenlebens. Dieser Prozess wird der Betrachter*in letztlich unterschlagen – zu Gesicht bekommt die Betrachter*in lediglich das Urteil meines Prozesses. Durch diese ungefilterte künstlerische Ausdrucksweise strebe ich danach, die Betrachter*innen in eine Gefühls-Welt zu ziehen, die ebenso subjektiv und vielschichtig ist wie die menschliche Erfahrung selbst.

Der abstrakte Expressionismus hat mir nicht nur einen stilistischen Rahmen, sondern auch eine philosophische Grundlage gegeben. Er erinnert mich daran, dass Kunst nicht nur gesehen, sondern erlebt werden sollte – sie soll eine direkte und oft persönliche Verbindung zwischen dem Werk und dem Betrachter schaffen.


Ausstellungen (Auswahl):

2015 Polish Institute Platan / Latarka Gallery (Budapest)

2015 Salon Kennedy (Frankfurt)

2015 Kunstverein Wiesbaden (Wiesbaden)

2016 Katholische Akademie München (München)

2017 Lothringer 13 (München)

2017 Art Homes (München)

2018 Kunstarkaden (München)

2018 Haus 10 (Fürstenfeldbruck)

2023 Kunstarkaden (München)

2024 Kunstpavillon (München)


Foto von Konstantin Lischkoff-Knecht

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