Looking Awry

Heigth 43 cm
Width 180 cm
Length/Depth 80 cm

€2,200.00*

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2018

Bauschaum, Sprühlack, Epoxydharz, Kulleraugen


Konstantin Lischkoff Knechts Skulptur "Looking Awry" ist ein Werk, das zwischen Materialität, Wahrnehmung und Konzeptkunst oszilliert. Die Skulptur entstand aus Bauschaum, einem Werkstoff, der in der Bauindustrie allgegenwärtig ist und hier in den künstlerischen Kontext überführt wird. Die Wahl dieses Materials ist kein Zufall – die Bauschaumdose wird als räumliches Pendant zur Sprühdose betrachtet und trägt somit einen Ready-Made-Charakter in sich. Das handgefertigte Produkt wird in einen kreativen und experimentellen Prozess eingebunden, der sich mit Transformation, Volumen und Form auseinandersetzt.

Die Inspiration durch Cosima von Bonins aufblasbare Schwimmtiere ist unübersehbar, doch Knecht treibt das Konzept weiter: Indem er die leichten, temporären Strukturen mit Bauschaum füllt, verleiht er ihnen eine neue, skulpturale Körperlichkeit. Der ursprüngliche Luftkörper eines aufblasbaren Delfins wird durch den expandierenden Schaum verdrängt, wodurch das Objekt seinen ursprünglichen Charakter verliert und stattdessen eine gänzlich neue Form annimmt. Diese ist mal abstrakt, mal figürlich – im Fall von "Looking Awry" bleibt der Delfin erkennbar, aber wird durch den zusätzlichen Schaumauftrag in eine amorphe, blasenübersäte Oberfläche überführt.

Die blasenartige Textur, die durch die Schicht aus fingerdicken Bauschaumblasen entsteht, verleiht dem Objekt eine fast wolkenhafte Anmutung, die sich in Kontrast zur eigentlichen, massiven Materialität befindet. Die gelb-orangene Farbgebung mit einem sanften Verlauf unterstreicht den poppigen, fast surrealen Charakter des Werks. Hinzu kommt die spielerische Setzung unterschiedlich großer Kulleraugen auf der gesamten Oberfläche – ein Element, das den Blick des Betrachters lenkt und gleichzeitig irritiert.

Der Titel "Looking Awry" verweist nicht nur auf eine schräge Sichtweise, sondern spielt bewusst mit dem Konzept des anamorphotischen Blicks. Anamorphosen – etwa wie in Hans Holbeins "The Ambassadors" – zwingen den Betrachter, seine Perspektive zu wechseln, um das Dargestellte zu entschlüsseln. Knechts Skulptur geht jedoch über diese kunsthistorische Tradition hinaus: Sie ist selbst kein anamorphotisches Objekt, sondern thematisiert das verzerrte Sehen an sich. Die zahlreichen Augen, verteilt über die gesamte Oberfläche, repräsentieren das überdeterminierte Sehen, eine Verschiebung und Vervielfältigung der Wahrnehmung. Das Werk evoziert eine Form der Erkenntnistheorie, die das Sehen als fragmentiert und unzuverlässig entlarvt – ein Spiel mit Perspektive, Täuschung und Wahrnehmung.

"Looking Awry" verbindet Materialexperiment, Pop-Ästhetik und philosophische Reflexion zu einer Skulptur, die gleichzeitig verspielt und tiefgründig ist. Sie fordert heraus, lockt mit ihrer auffälligen Farbigkeit, ihrem skurrilen Charakter – und hinterfragt letztlich die Art und Weise, wie wir sehen und erkennen.

Konstantin Lischkoff-Knecht

Über Konstantin Lischkoff-Knecht

Herr Knecht studierte 2012 bis 2020 Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München, bei Günther Förg und Jorinde Voigt.

Knecht nahm auch bei der Projektklasse Anne Imhof teil und stand in regem Austausch mit diversen Profesor*innen und Student*innen der Akademie.


Artist Statement

Meine künstlerische Reise ist tief verwurzelt im abstrakten Expressionismus, einem Stil, der sich durch spontane, emotionale und ungezügelte Ausdrucksformen auszeichnet. Die Werke von Pionieren wie Mark Rothko, Willem de Kooning, aber auch Künstler wie Cy Twombly und Georg Baselitz haben mein Verständnis und meine Wertschätzung für die rohe, unmittelbare Kraft der Farbe und Form maßgeblich geprägt.

In meinen Gemälden strebe ich danach, die Grenzen der visuellen Sprache auszuloten und die Emotionen und Gedanken, die mich bewegen, auf die Leinwand zu bringen. Der abstrakte Expressionismus bietet mir die Freiheit, mich jenseits der traditionellen Formen und Vorstellungen auszudrücken. Diese Stilrichtung erlaubt es mir, mit Farben, Texturen und Kompositionen zu experimentieren, um eine tiefe und oft intuitive Resonanz zu erzeugen.

Jede Leinwand ist für mich eine Schlachtbank, auf der ich mit inneren Konflikten, Gefühlen und Gedanken abrechne. Die Bewegung des Pinsels, das Fließen von Farbe und die groben Gesten spiegeln die Intensität und Spontaneität wider, die den Kern meiner Arbeit ausmachen. Der Faktor Zeit spielt bei der Entstehung eine ganz intime Rolle: Das Fließen der Farbe und das damit verbundene Entstehen des Bildes ist für mich ein Vergehen der unmittelbar verhandelten Zustände meines Innenlebens. Dieser Prozess wird der Betrachter*in letztlich unterschlagen – zu Gesicht bekommt die Betrachter*in lediglich das Urteil meines Prozesses. Durch diese ungefilterte künstlerische Ausdrucksweise strebe ich danach, die Betrachter*innen in eine Gefühls-Welt zu ziehen, die ebenso subjektiv und vielschichtig ist wie die menschliche Erfahrung selbst.

Der abstrakte Expressionismus hat mir nicht nur einen stilistischen Rahmen, sondern auch eine philosophische Grundlage gegeben. Er erinnert mich daran, dass Kunst nicht nur gesehen, sondern erlebt werden sollte – sie soll eine direkte und oft persönliche Verbindung zwischen dem Werk und dem Betrachter schaffen.


Ausstellungen (Auswahl):

2015 Polish Institute Platan / Latarka Gallery (Budapest)

2015 Salon Kennedy (Frankfurt)

2015 Kunstverein Wiesbaden (Wiesbaden)

2016 Katholische Akademie München (München)

2017 Lothringer 13 (München)

2017 Art Homes (München)

2018 Kunstarkaden (München)

2018 Haus 10 (Fürstenfeldbruck)

2023 Kunstarkaden (München)

2024 Kunstpavillon (München)


Foto von Konstantin Lischkoff-Knecht

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